Gefördert werden sollen engagierte angehende Wissenschaftler mit überdurchschnittlichen Studienerfolgen, die bereit sind, drei Jahre lang fokussiert zu forschen; eingebettet in das an der TiHo erfolgreiche PhD-Studienprogramm.
Die TiHo bietet mit einem dreijährigen Spezialstudium für Veterinärmediziner, Mediziner und Naturwissenschaftler die PhD-Promotion auf höchstem internationalen Niveau.
Es ist das Anliegen des Stifters, Forschungsansätze speziell aus der Pathologie in die Klinik und hier vorzugsweise in den Bereich Kleintierklinik, mit dem Hund als Patient, zu fördern. Auch in der Human-Pathologie etabliert sich zunehmend dieser Forschungszweig einer funktionell und therapie-orientierten Pathologie mit direktem Bezug zur Klinik; auch als „Translationale Pathologie“ bezeichnet.
Das hochinnovative Thema einer virusinduzierten Onkolyse, welches aktuell im Institut für Pathologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover bearbeitet wird, verfolgt einen schon lange gehegten, vielversprechenden therapeutischen Ansatz, mit attenuierten (abgeschwächten) und zusätzlich modifizierten Viren gezielt Tumore aufzulösen.
Hier soll erstmalig in der Veterinärmedizin versucht werden mit einem Staupe-Impfvirus ein lokal auftretendes histiozytäres Sarkom, das bei verschiedenen Hunderassen gehäuft auftreten kann, therapeutisch anzugehen. Das geplante dreijährige Forschungsprogramm soll die experimentellen Grundlagen für eine therapeutisch tragfähige virusinduzierte Onkolyse vertiefen. Das attenuierte Staupe-Impfvirus soll gentechnisch so modifiziert werden, dass das tumorhemmende Potential gezielt verstärkt wird, um in einem weiteren Schritt den therapeutischen Ansatz zu verifizieren und das onkolytische Potenzial in vivo einzuschätzen. Das Projekt hat zudem große therapeutische Bedeutung für die Humanmedizin, weil das hier experimentell eingesetzte Staupevirus des Hundes eng mit dem Masernvirus des Menschen verwandt ist und das Repertoire an onkolytischen Viren beim Menschen erweitern könnte.
Die Vergabe des Stipendiums erfolgt erstmalig zu Beginn des Wintersemesters 2019.
Der monatliche Förderbetrag wird von der Stiftung Tierärztliche Hochschule, Hannover im Namen der Stiftung an den Empfänger des Promotions-Stipendiums monatlich mit 1.300 € ausgezahlt. Zusätzlich zu den das PhD-Studium begleitenden Disputationen erbittet die Stiftung einen jährlichen Zwischenbericht von ca. 3 Seiten.
2019 – 2022
PhD-Promotions- /Forschungsstipendium Onkologie Teil 1: in vitro
Frau Katarzyna Marek aus Krakau, Polen
Beginn der Förderung: 01.11.2019 – Abschluss 2022/23 – Förderstipendium 1.300 € monatlich
Thema der Arbeit: Development of an in vitro model for canine histiocytic sarcoma to study viral oncolysis with special emphasis on tumorigenesis and treatment options.
Betreuer: Universitätsprofessor Dr. med. vet Wolfgang Baumgärtner, PhD, Direktor des Institutes für Pathologie an der TiHo Hannover.
Dokumente:
KLEINTIERMEDIZIN UND PATHOLOGIE VERBINDEN: TiHo Anzeiger 3/2020, S30
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Virale Onkolyse stellt eine Methode dar, mit der sich die Infektiosität eines Virus und dessen Fähigkeit Zellen zu destruieren und die Beeinflussung umgebenden Gewebes zunutze gemacht wird um Neoplasien zu therapieren. Dies setzt voraus, dass eine genaue Charakterisierung der Tumoren und ihres Mikromilieus ebenso wie des einzusetzenden Virus vorliegt. Vorgängerstudien haben einen Einfluss des kaninen Staupevirus auf kanine histiozytäre Zellen (DH82-Zellen) belegt, wobei insbesondere ein Einfluss auf die Vaskularisierung des Tumors und die Entzündungszellinfiltration gezeigt werden konnte. Zur Verstärkung dieses Effektes erfolgte eine genetische Manipulation des Staupevirus-Impfstammes Onderstepoort. Die modifizierten Staupevirusstämme exprimieren den Granulozyten-Makrophagen Kolonie-stimulierenden Faktur („granulocyte-macrophage colony stimulating factor“, GM-CSF), einen Modifikator der Immunantwort, bzw. Vasostatin, einen Angiogenesehemmer. Im ersten Projekt wurde die Funktionalität insbesondere des modifizierten Staupevirusstammes mit Expression von GM-CSF in vitro untersucht. Der modifizierte Staupevirusstamm führte zu einer Infektion der kaninen histiozytären Sarkomzellen, nicht jedoch zu deren Proliferation wohingegen die Funktionalität des gebildeten GM-CSF anhand der Proliferation einer unabhängigen Zelllinie (HeLa-Zellen) bestätigt werden konnte. Parallel wurde eine Beeinflussung des Phänotyps kaniner histiozytärer Sarkomzellen durch eine Infektion mit dem nicht-modifizierten kaninen Staupevirusstamm Onderstepoort untersucht. Dabei wurde eine verminderte Zellmotilität und –migration der histiozytären Sarkomzellen durch eine virusinduzierte Verschiebung des mesenchymalen Phänotyps zu einem eher epithelialen Phänotyp („mesenchymal-epithelial transition“) nachgewiesen.
Publikation der Ergebnisse:
Armando F, Gambini M, Corradi A, Becker K, Marek K, Pfankuche VM, Mergani AE, Brogden G, de Buhr N, von Köckritz-Blickwede M, Naim HY, Baumgärtner W, Puff C (2020): Mesenchymal to epithelial transition driven by canine distemper virus infection of canine histiocytic sarcoma cells contributes to a reduced cell motility in vitro. J Cell Mol Med. 24:9332-9348. doi: 10.1111/jcmm.15585.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jcmm.15585
Marek K, Armando F, Nippold VM, Rohn K, Plattet P, Brogden G, Gerold G, Baumgärtner W, Puff C (2022). Persistent infection of a canine histiocytic sarcoma cell line with attenuated canine distemper virus expressing vasostatin or granulocyte-macrophage colony-stimulating factor. Int J Mol Sci. 23:6156. doi: 10.3390/ijms23116156.
https://www.mdpi.com/1422-0067/23/11/6156
Marek K, Armando F, Asawapattanakul T, Nippold VM, Plattet P, Gerold G, Baumgärtner W, Puff C (2023). Functional granulocyte-macrophage colony stimulating factor (GM-CSF) delivered by canine histiocytic sarcoma cells persistently infected with engineered attenuated canine distemper virus. Pathogens. 12:877. Doi: 10.3390/pathogens12070877. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10385001/
Lombardo MS, Armando F, Marek K, Rohn K, Baumgärtner W, Puff C (2024). Persistence of Infectious Canine Distemper Virus in Murine Xenotransplants of Canine Histiocytic Sarcoma Cells after Intratumoral Application. Int J Mol Sci. 25(15):8297. doi: 10.3390/ijms25158297.
https://www.mdpi.com/1422-0067/25/15/8297
2023 – 2026
PhD-Promotions- /Forschungsstipendium Onkologie Teil 2: in vitro/ in vivo
Frau Sayali Kohale aus Mumbai, Indien
Thema der Arbeit: Investigations on the influence of a vasostatin-expressing canine distemper virus on canine histiocytic sarcoma cells in vitro and in vivo.
Beginn der Förderung: 01.08.2023 – Förderstipendium 1.500 € monatlich
Betreuer: Universitätsprofessor Dr. med. vet Dr. h.c. Wolfgang Baumgärtner, PhD, Direktor des Institutes für Pathologie an der TiHo Hannover.
Aufbauend auf den Ergebnissen des ersten Projekts soll eine weiterführende Charakterisierung der genetisch-modifizierten kaninen Staupevirusstämme erfolgen. Dabei liegt initial der Schwerpunkt auf der Charakterisierung der Funktionalität des Angiogenesehemmers Vasostatin, gebildet von einem genetisch-modifizierten Staupevirusimpfstamm. Dabei soll sowohl der direkte Effekt auf kanine histiozytäre Sarkomzellen, zusätzlich jedoch auch auf nicht-neoplastische Gefäßendothelzellen in vitro analysiert werden. Des Weiteren wird eine Funktionalitätsprüfung unter den komplexen Gegebenheiten eines Gesamtorganismus anhand eines murinen, subkutanen Xenotransplantationsmodelles angestrebt. Bei vielversprechenden Ergebnissen, insbesondere der in vitro-Untersuchungen, soll darüber hinaus das Untersuchungsspektrum auf Neoplasien des zentralen Nervensystems ausgeweitet werden. Dazu sollen aus bioptisch oder anhand von Sektionen gewonnenem Material kaniner Patienten entsprechend Tumorzellen kultiviert werden. Anschließend soll der Einfluss einer kaninen Staupevirusinfektion unter Verwendung der oben genannten genetisch-modifizierten Virusstämme auf diese ex vivo-gewonnenen Zellen näher charakterisiert werden.